Am Aufmarsch beteiligten sich die Schützenkompanien aus Obsteig und Mieming. Kapellmeister Sebastian Kluckner (Musikkapelle Mieming) war für die musikalische Leitung verantwortlich. Szenisch wurde das Werk vom Theaterverein Mieminger Plateau und Statisten der Plateaugemeinden dargestellt.
Eine Tafel vor dem Feuerwehrhaus bringt die Handlungen der Aufführung in Stichworten auf den Punkt:
Abendstimmung, Zigeuner, Jagd, Mühle, Post, Almweide, Hochzeit, Sturm, Abendgebet…
Der „Traum eines österreichischen Reservisten“ wurde 1890 am Silvesterabend in Wien mit den Deutschmeistern unter der Leitung von Carl Michael Ziehrer uraufgeführt. Damals wie heute ist das zeitlose Musikstück eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
In einer lauwarmen Frühlingsnacht wehte ein Hauch von altösterreichischer Spätromantik über den Feuerwehrplatz in Obermieming. Die vielen Konzertgäste freuten sich zum Auftakt über den Schönfeld-Marsch (Originaltitel „Freiherr von Schönfeld-Marsch Opus 422“). Der wohl bekanntesten Marsch des österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer spielte die Musikkapelle Pfaffenhofen, unter der Leitung von Kapellmeister Markus Neurauter.
Der österreichische Generalstabschef Schönfeld soll Ziehrer darum gebeten haben Ihm einen Marsch zu widmen um sein Ansehen zu erhöhen. Ziehrer kam dieser Bitte nach und machte sich so unsterblich.
In dem kurzen Marschkonzert zur Einleitung der Aufführung hörte das begeisterte Publikum außer dem „Schönfeld-Marsch“ noch den „92er Regimentsmarsch“ von Johann Nowotny. Sprecher Magnus Gratl: „Dieser Militärmarsch ist vier Jahre nach dem „Schönfeld Marsch“ entstanden, der im Trio – gespielt durch die Tenöre – sogar die Kaiserhymne zitiert und deswegen eigentlich „Aller Ehren ist Österreich voll“ heißt und nur dem 92. Regiment gewidmet wurde.
Es folgten der „Erzherzog-Albrecht-Marsch“ – gespielt von den Musikkapellen aus Obsteig und Mieming. „Der Obsteiger Kapellmeister Christoph Wohlmuth hatte eigentlich die Grundidee, den „Traum…“ in dieser Form aufzuführen“, so Magnus Gratl. „Für ein kleinere Kapelle, wie es die Obsteiger sind, wäre das im Alleingang kaum möglich gewesen.“ So suchte man für das gemeinsame Spiel den Kontakt zur Musikkapelle im Nachbarort Mieming.
Bei beiden Kapellen stimmte die Harmonie. Das war bei dem in der k. u. k.-Monarchie von Karl Komzak komponierten Marsch zum 60. Dienstjubiläum dem Feldernherrn Erzherzog Albrecht gewidmeten in beeindruckender Weise zu hören.
Es folgten „Salut à Luxemburg“, ein Marsch, vom altösterreichischen Militärkapellmeister Edmund Patzke. „Das war seinerzeit“, so Magnus Gratl in seiner Ankündigung, „so etwas wie Entwicklunghilfe im Zuge der Reorganisation der luxemburgischen Militärmusik. Komponist Platzke wurde nach Luxemburg berufen und zum Hofkapellmeister ernannt.“
„Sieht man uns, so sagt a jeder und alles lauft und rennt: Das sein die Kaiserjäger vom ersten Regiment“ – den Refrain vom „Kaiserjäger-Marsch“, aus der Feder von Karl Mühlberger, sangen die Konzertgäste so gut sie konnten mit. Bei der wunderbaren Melodie von „O Du mein Österreich!“ (Franz Von Suppè) – gespielt von der Gastkapelle aus Pfaffenhofen – hatte die Stimmung am Feuerwehrweg 1 in Mieming ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Stehende Ovationen zur Premiere dieses »Frühjahrskonzertes«.
Zum Finale des ersten Teils spielte die Musikkapelle Pfaffenhofen als Zugabe den „47er Regimentsmarsch“. Komponiert von Joseph Franz Wagner. Einer der meistgespielten österreichischen Traditionsmärsche und Truppenmarsch des Bundesheeres.
Besser hätte die Stimmung vor dem großen Ereignis kaum sein können. „Den Hauptblock gestalten 75 Musikantinnen und Musikanten aus Mieming und Obsteig“, so Magnus Gratl. Er begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter Pfarrer Paulinus Okachi und als Hausherrn Bürgermeister Dr. Franz Dengg. Zu erfahren war darüber hinaus, dass unter den Musikanten der Enkel von Alt-Landeshauptmann und ehemaligen Landtagspräsidenten DDr. Herwig van Staa mitspielte.
Wir sahen auch zahlreiche Vertreter der umliegenden Vereine und der Kapellen des regionalen Musikbezirks Telfs.
„Wir kommen zum Höhepunkt des Abends“, kündigte Magnus Gratl an. „Unschwer zu erraten, um was es geht. Ein österreichischer Reservist träumt. Den Reservisten der k. und k. Armee spielt ein Dorfschmied, der frohen Mutes seiner Arbeit nachgeht.“
Draußen dämmert es, doch von Ruhe keine Spur. Eine Zigeunerbande zieht vorbei und tanzt in den Abend hinein. Die Landpost hat es eilig und muss zur nächsten Poststelle gebracht werden. Eine Jagdgesellschaft kehrt mit großem Halali von einer erfolgreichen Jagd heim.
„Hier zitiert Komponist Carl Michael Ziehrer einige Stellen aus dem Freischütz von Carl Maria von Weber“ – so Magnus Gratl. „Die Mühle klappert noch geschäftig und die Bauern des Ortes treiben ihre Kühe nach Hause.“ In Feierlaune schließt der Schmied sich einer vorbeiziehenden Hochzeitsgesellschaft an und folgt ihr ins Dorfgasthaus.
Ein Gewitter zieht auf. Mit dem Betläuten der Dorfkirche beschließt der Schmied heim zu gehen. Die Uhr schlägt Zwölf und er versinkt endlich in den verdienten Schlaf. Er träumt von seiner Zeit bei der Armee.
Der Einberufungsbefehl ist da. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Der Reservist packt im Traum seine Siebensachen zusammen und reist mit dem Zug nach Wien.
Tagwache in der Kaserne. Es folgt ein Aufmarsch zum Manöver. Es geht rund. Horn- und Trompetensignale, Gefechtsszenen, Gewehrsalven, Kanonendonner, Sturmangriff. Bis die Kommandos „Feuer einstellen“ und „Sammeln“ ertönen. Abmarsch zurück in die Kaserne. Dazu erklingen Melodiestücke aus „Radetzky- und Schönfeldmarsch“.
Die Totenglocke zeigt an, dass das Gefecht einen Kameraden das Leben gekostet hat. In einem langen Trauerzug wird dem Kameraden die letzte Ehre erwiesen.
Ein neuer Tag. Die verschiedensten Regimenter des Kaiserreiches marschieren auf. Feldmesse, Vorbeimarsch der Soldaten vor der Ehrentribüne. Kaiser Franz Joseph selbst nimmt vermutlich die Huldigungen entgegen als Polen, Steirer, Ungarn, Böhmen, Kaiserjäger und Deutschmeister vorbeimarschieren. Den Abschluss bilden Artillerie samt Reiterei. Ein imposantes und gleicherweise abwechslungsreiches Bild.
Wen wunderts, dass der Reservist weiter zieht, in den Wiener Prater. Dort wird er zu einem Militärkonzert geladen. Es erklingen Polka-, Walzer- und Marschrhythmen. Dann ertönt der Zapfenstreich. Es geht zurück in die Kaserne. Der Reservist findet nun seine Ruhe.
Wir träumen mit dem Dorfschmied und hören unterdessen die „Feuerfest-Polka“ von Josef Strauß, „Wiener Blut“ (Johann Strauss Sohn), den „Herzegowina Marsch“ (Julius Fucik) und wiederum von Carl Michael Ziehrer den „Hoch und Nieder Marsch“.
Aus der Traum.
Viel Schlaf bleibt dem Schmied nicht. Sein Sohn weckt ihn auf und holt ihn energisch aus dem Reich der Träume. Zurück in die Realität. Vögel zwitschern. Der Dorfschmied widmet sich wieder seiner Arbeit.
Für alle, die nicht das Vergnügen hatten, den „Traum eines österreichischen Reservisten“ in Mieming zu erleben, sei hiermit angekündigt, dass es eine Wiederholung gibt. Zum Vormerken:
Beim Bezirksmusikfest, am Freitag, den 6. Juli 2018, um 20 Uhr in Wildermieming.
Mehr dazu auf der Homepage der Musikkapelle Wildermieming.
Weitere Weblinks:
- Musikkapelle Pfaffenhofen
- Musikkapelle Obsteig
- Musikkapelle Mieming
- Schützenkompanie Obsteig
- Schützenkompanie Mieming
- Theaterverein Mieminger Plateau – Die Plateauniker
Quelle: Grenzgänger #tirolbayern
Fotos: Knut Kuckel