18. März 2024
Die Karwoche bildet den Höhepunkt der Fastenzeit und mündet ins Osterfest, das höchste Fest der Kirche. Gottesdienste werden in dieser Zeit häufiger und intensiver besucht als sonst. Schließlich geht es ja auch um die Höhepunkte des ganzen Kirchenjahres.

Der Palmsonntag ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. An diesem Tag beginnt die sogenannte Karwoche; „kara“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer“ oder „Klage“. Die Kirche erinnert am Palmsonntag an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem. In der Messe wird erstmals in der Karwoche die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu verkündet, die Passionsgeschichte.

Die Tage von Montag bis Mittwoch in der Karwoche sind durch keine „großen“ liturgischen Feiern geprägt. Sie dienen als Tage der Stille und Besinnung zur Vorbereitung auf die Feiern von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu, drei Tage nach seiner Kreuzigung.

Peter Kniepeiß (Religionslehrer, Neue Mittelschule Mieming) erklärt: „Wir denken bei besonderen Gottesdiensten an den Einzug Jesu in Jerusalem, an sein letztes Abendmahl, an sein Leiden und Sterben und wir feiern schließlich die Auferstehung unseres Herrn. Das was wir in der abendlichen Liturgie am Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag feiern, ist wirklich das Fundament unseres Glaubens und unserer Hoffnung.“ Christus ist für unsere Sünden gestorben. „Nachzulesen in der Heiligen Schrift.“

„In der Karwoche rückt das Geschehen rund um dieses Bekenntnis und um Golgota, jener Hinrichtungsstätte außerhalb der heiligen Stadt Jerusalem, ganz deutlich in die Mitte unseres Blickfeldes“, so Peter Kniepeiß. „Wir bekommen nämlich vorübergehend ein ganz anderes Altarbild vor Augen gesetzt, eine Grabkulisse, die um etwa 1900 – also um die vorletzte Jahrhundertwende – entstanden ist: das Heilige Grab.“

Mehrere auf Leinwand gemalte und auf Holzrahmen gespannte Kulissenteile werden noch vor dem Palmsonntag zu einem Heiligen Grab in der Pfarrkirche Untermieming zusammengebaut und aufgestellt. Das Heilige Grab erinnert uns an die Leidensgeschichte Christi und seinen Sieg über den Tod. Während der Gottesdienste wird das Heilige Grab im Altarraum mit beleuchtet. Hinter farbigen Glasscheiben, entlang der Öffnung des ersten Kulissenbogens, an der Freitreppe, um die Grabeshöhle Christi und um den Glorienschein im Zentrum.

Gestern, am Gründonnerstag, zeigte sich die Grabeshöhle noch verschlossen. Am Karfreitag und Karsamstag bewachen zwei römische Soldaten den in der Nische liegenden Leichnam Christi.

Peter Kniepeiß ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und gehört zu jenen ehrenwerten Gemeindemitgliedern, die am Montag-Vormittag  mit viel Geschick das Heilige Grab zusammengebaut und aufgestellt haben. Im Gespräch mit Mieming.online erzählt er, was während der Auferstehungsfeier in der Osternacht mit Hilfe einiger Helfer hinter den Kulissen geschieht:

„Während der Auferstehungsfeier ist der tote Christus plötzlich nicht mehr zu sehen. Ein Rollbild, das die zum Grab eilenden Frauen zeigt, wird heruntergelassen. Die Wächter werden durch den Auferstehungsengel ersetzt und ein auferstandener Christus mit der Siegesfahne wird in die Gloriole gestellt.“

Dazu braucht es wie jedes Jahr einige freiwillige Helfer hinter den Kulissen, so Peter Kniepeiß, die zur passenden Zeit diese Handgriffe zur Freude der andächtigen Gläubigen durchführen.

„Es wird vermutet“, so Kniepeiß, „dass der in Nord- und Südtirol arbeitende Maler und Restaurator Jonas Rantner (1860 – 1931) um 1900 unser Ostergrab geschaffen hat.“

Der auferstandene Christus, mit Siegesfahne, wurde 2015 von Markus Kniepeiß aufwändig restauriert. „Jesus war sehr beschädigt. Die Finger der rechten Hand waren beispielsweise abgebrochen. Für mich gab es da auch viel Holzschnitzer-Arbeit.“

Die Fotos von Markus Kniepeiß (links) zeigen (beim Anklicken) sehr gut, in welchem Zustand sich der „Auferstandene“ vor den Restaurierungsarbeiten im Sommer 2015 befand und wie er heute ausschaut.

Über Jahrzehnte ging es mit der Holzskulptur auf und ab. Hinzu kamen vermutlich Lagerschäden. Heute sieht er wieder würdevoll aus und die Verantwortlichen gehen sehr sorgsam mit ihm um. Nach Ostern wird die Christus-Skulptur an einem sicheren Ort in geschütztem Holzkasten aufbewahrt.

Die Christus-Skulptur aus dem Heiligen Grab ist vermutlich um die 100 Jahre alt, möglicherweise auch älter.

„Wenn wir bei Gott sind, wird alles neu,“ sagt Pfarrer Paulinus Okachi. „Wir feiern gerne Ostern. Es ist der Ausblick auf das, was uns erwartet. Wir wissen seit Jesu Auferstehung, dass der Tod nur ein großes, dunkles Tor ist, durch das wir durch müssen, aber durch das wir ins volle Leben gelangen. Und wenn wir Menschen naturgemäß Angst vor diesem Schritt haben, so will Ostern uns gerade die Angst nehmen.“ Ostern sei schließlich das Fest des Lebens, der Zukunft und der Hoffnung.

Markus Kniepeiß und die Untermieminger Mesnerin Elfriede Seelos machten es möglich, dass wir in der Pfarrkirche Untermieming am Vormittag das Heilige Grab für diesen Beitrag fotografieren durften. Elfriede ließ es in vollem Umfang erleuchten und zündete freundlicherweise noch die Kerzen im Altarraum an. Dafür ein herzliches Vergelt’s Gott!

Quelle: Grenzgänger #tirolbayern

Fotos: Knut Kuckel / #tirolbayern

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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