Die Mieminger Bäuerinnen trafen sich zum Kräuterbüschl binden im Widum der Pfarre Untermieming. In der Luft liegt der Geruch von zahlreichen Kräutern und Blumen. Die meisten gesammelten Kräuter wachsen am Feldrand. Daniela Kapeller nennt das gesuchte Kraut in Anlehnung an die Marienverehrung deshalb „Blume des Feldes“.
Maria-Himmelfahrt – am 15. August – ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Heilpflanzen, die während dieser Zeitspanne gesammelt werden, übertreffen alle anderen Kräuter an Kraft und Wirkung – mit Ausnahme der Johanniskräuter, die bereits zur Sommersonnenwende gepflückt werden. Die Kräuter finden Verwendung in der homoöpathischen Medizin, werden sehr häufig in der getrockneten Form als Tee verwendet.
Um den 15. August herum stehen die Kräuter in ihrer Hochblüte. Sie duften sehr intensiv und sind besonders wertvoll. „Jetzt sollten die Kräuter gesammelt werden“, erklärt Daniela Kapeller, die Kräuterexpertin unter den Mieminger Bäuerinnen. Bis Mitte August entfalten die Kräuter ihre Wirkstoffe. Die Zeit der Kräuter endet spätestens Mitte September. Im Herbst.“
Zu Maria Himmelfahrt werden in Mieming die Kräuterbüschl vor der Messe in der Pfarrkirche Untermieming in Körben vor dem Altar ausgelegt und gesegnet. Bei der anschließenden Prozession tragen die Bäuerinnen die gesegneten Kräuter von Altar zur Altar, um sie schließlich am Ende der Prozession kostenlos zu verteilen. „Solange unser Vorrat reicht“, so die Ortsbäuerin Barbara Spielmann, „verschenken wir ein Büschl pro Familie. 210 Kräuterbüschl halten wir in unseren Körben bereit.“
Mindestens sieben Kräuter sollten in die Sträuße. Die Kräuterbüschl bestehen in Tirol – je nach Region – aus 7, 9, 12 oder 15 Kräutern.
„Heuer haben wir uns für 12 Kräuter entschieden“ sagt Verena van Staa, die Ortsbäuerin Stellvertreterin. Die Kräuter sind den 12 Aposteln gewidmet. Als besonders gelten der Ysop und das Johanniskraut. „Das sind nach unserem Verständnis heilige Kräuter“, erläutert Daniela Kapeller. „Dann kommen noch hinzu: Salbei, Schafgarbe, Ringelblume, Lavendel, Minze, Zitronenmelisse, Wermuth, Malve, Sonnenhut und Bergbohnenkraut. Die Mitte ziert eine Königskerze.“
Während der Prozession tragen Kinder eine Kräuter-Tafel mit der Aufschrift: „Blumen und Kräuter sind das Lachen der Erde“.
Die geweihten Kräuter sollen vor allem vor Krankheiten schützen, aber auch für Eheglück, Kindersegen und vieles mehr hilfreich sein. In den Rauhnächten, zu Heiligabend und Silvester, werden die Kräuter den Rauchkesseln beigemischt. Sie sollen Glück und Segen über das Haus bringen.
Warum zu Maria Himmelfahrt Kräuter geweiht werden, erzählt die Legende. Es heißt, als die Gottesmutter gestorben war, kamen die Apostel drei Tage später an ihr Grab, doch das Grab war leer. Maria war mit Seele und Leib in den Himmel aufgenommen worden. Doch aus dem Grab strömten die Düfte von Rosen und Lilien, vermischt mit dem Duft von Heilkräutern. In der Katholischen Kirche wird der Brauch vor allem als Ausdruck für die Achtung vor der Schöpfung und der Heilkraft der Kräuter gesehen.
Quelle: Knut Kuckel
Fotos: Knut Kuckel
Mieming.online sagt Danke für Eure Geduld und all die wertvollen Hintergrundinformationen, den Mieminger Bäuerinnen Carolin (2), Verena, Ingrid, Bettina, Martina, Bianca, Barbara, Doris und Daniela.