22. November 2024

Fotoprojekt im Kunst-Werk-Raum – „Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Maria-Luise Berger, Fotoprojekt „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Foto: Knut Kuckel
Maria-Luise Berger, Fotoprojekt „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Foto: Knut Kuckel
Die Ausstellung "Die Würde des Menschen ist unantastbar" wurde am Freitag, dem 4. Dezember 2015 mit einer Vernissage im Kunst-Werk-Raum/Mesnerhaus in Mieming eröffnet. Zu sehen ist ein Fotoprojekt von Peter Schaller, Thomas Peschel-Findeisen und Maria-Luise Berger.

Grußworte sprach Landesrätin Dr. Christine Baur, die sieben Saxophonisten der Formation SMESCH sorgten für die passende musikalische Umrahmung. Die Ausstellung zeigt Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Terror und Verfolgung aus ihren Heimatländern flüchten mussten. 

Das Fotoprojekt ist vom 5. Dezember bis 20. Dezember 2015 im Kunst-Werk-Raum in Untermieming zu sehen. Die Idee zum Projekt hatte Dr. Thomas Peschel-Findeisen im Frühjahr 2014.

„Damals haben wir die Menschen, die bei uns Schutz suchten, noch nicht so wie heute wahrgenommen. Im Herbst kamen dann mehr Menschen. Die Aufnahmeländer waren überfordert. In Bayern, in Österreich und besonders an den Außengrenzen der Europäischen Union. Die Flüchtlinge waren in der öffentlichen Wahrnehmung gesichtslos. Ohne Identität. Die Zustände in den Flüchtlingsheimen katastrophal. So kam es schließlich zur Idee des Fotoprojektes. Wir wollten den Menschen wieder ein Gesicht geben. Ihnen wieder ein Stück Würde zurückgeben.“

Die Münchener Peter Schaller und Thomas Peschel-Findeisen porträtierten die Menschen, um etwas über sie und ihre gegenwärtige Situation zu erfahren. Die Interviews dazu wurden von der Miemingerin Maria-Luise Berger geführt. Die Bilder sind authentisch ohne gestellte Posen und deshalb so beeindruckend.

Maria-Luise Berger: „Die meisten Flüchtlinge sind froh, weil sie in relativer Sicherheit sind und noch leben. Viele von ihnen machen sich trotzdem Sorgen. Um ihre Familien, die sie in den Kriegsländern zurücklassen mussten. Sie hoffen, dass ihre Familien bald wieder eine gemeinsame Zukunft haben und träumen von Sicherheit und Anerkennung.“

Peter Schaller: „Wir haben von den hier porträtierten Menschen, die wir in unserer nicht gerade üppigen Freizeit interviewt und fotografiert haben, mehr bekommen als wir gaben!“

Das Projekt wird von der Landesregierung in Tirol unterstützt. „Wir müssen Frieden lernen, gerade jetzt – kurz vor Weihnachten,“ sagte Landesrätin Dr. Christine Baur und „von den Flüchtlingen können wir lernen.“

Die Menschen belastet, so LR Baur, dass sie keine sinnvolle Aufgabe oder Arbeit haben. Alle würden gerne eine Ausbildung machen oder einen Beruf ausüben. Manche von ihnen sagten „Ich fühle mich in einem goldenen Käfig.“

Dr. Thomas Peschel-Findeisen: „Täglich sind Tausende von Menschen weltweit auf der Flucht. Krieg, Gewalt und Verfolgung rauben diesen Frauen, Männern und Kindern ihre Würde und zwingen sie ihre Heimat zu verlassen. In unseren Ländern sind sie zwar in Sicherheit, aber die aktuellen Lebensumstände sind nicht geeignet, ihnen ihre Würde zurückzugeben.Wir sehen die unwürdigen Zustände, aber die einzelnen Menschen gehen in diesen Meldungen unter.“

Hier setzt das Konzept dieses Projektes an. Durch intensive Portraits werden die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind, in ihrer Würde dargestellt. Die Portraitierten werden durch den neutralen Hintergrund der Bilder aus ihrer aktuellen Umgebung gelöst, die sie so nicht selbst gewählt haben und die sonst den Blick von den Menschen auf die Zustände in den Wohnheimen lenken würde. Ziel des Projektes ist, den Flüchtlingen einen kleinen Teil ihrer Würde zurückzugeben.

Die Menschen erscheinen auf den Bildern als Individuum mit ihrem Stolz, ihren Träumen und Hoffnungen, aber auch mit ihren Verletzungen und Ängsten. Daher wurden die Portraitierten nicht zu gestellten Posen angeleitet, sondern ihnen wurde nur die Frage gestellt „Wer bin ich? – Wie fühle ich mich?

Zitate:

Manaf, 26 Jahre, 2013 von Syrien geflüchtet. Über den Libanon und die Türkei. „Ich bin oft traurig und vermisse meine Familie, meine Eltern, meine zwei Schwestern und meinen um zwei Jahre jüngeren Bruder, die noch in Syrien sind.“

Altamimi, 2012 von Syrien nach Österreich geflüchtet. „Ich fühle mich hier jeden Tag stärker und warte auf die Zeit, wo ich meine Träume erreichen kann. Ich habe Hoffnung. Ich würde gerne eine Ausbildung als Graphikdesigner machen. Ich bin Hobbyfotograph.“

Askenova, Aserbaidschan. „Ich bin 2013 mit dem Lkw über Russland geflüchtet. Ich habe keine Eltern mehr. Mein Onkel wollte, dass ich einen alten Mann aus Aserbaidschan heirate. „Ich fühle mich sehr gut. Ich habe Arbeit in einem Kindergaren in der Gemeinde Pians gefunden. Ich bin gelernte Friseurin. Ich habe einen 1-jährigen Sohn und einen Mann aus Armenien. Wir hätten nicht heiraten dürfen zu Hause.“

Sharaawe, kommt aus dem Kriegsland Somalia. „Ich bin nun 3 Jahre hier ohne Pass. Ich möchte Deutsch lernen und mich in Österreich integrieren.“

Darin, 26 Jahre, kommt aus Syrien. „Hier fühle ich mich sicher und wohl hier. Mein großer Wunsch ist, dass ich mit meiner Familie hier in Sicherheit wohnen kann.“

Quelle: Grenzgänger #tirolbayern, Münchener Fotoprojekt „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ in Tirol, 15.12.2015

Details zur Ausstellung:
Fotoprojekt – „Die Würde des Menschen ist unantastbar“
Von Peter Schaller, Thomas Peschel-Findeisen und Maria-Luise Berger
Ort: Kunst-Werk-Raum im Mesnerhaus, Untermieming 11a
Dauer: Samstag, 5. Dezember bis Sonntag, 20. Dezember 2015
Öffnungszeiten: Samstags/sonntags von 14 bis 18 Uhr

Weblinks:
Projekt Würde: www.projekt-wuerde.de
Kunst-Werk-Raum: www.kunst-werk-raum.at

Fotos: Knut Kuckel / #tirolbayern

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Knut Kuckel

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. In meinen Blogs schreibe ich u.a. auch über Begegnungen und persönliche Erlebnisse.

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