29. Dezember 2024
Etwas gruselig, aber schön", kommentierte ein Gast aus den Niederlanden. Extra angereist, um mit seiner Familie "einmal dabei gewesen zu sein". Der 14. Mieminger Tuifllauf 2015 lockte am Samstag, dem 28. November 2015  viele Hundert Schaulustige aus nah und fern an.

„Minus 4 Grad, Schnee liegt in der Luft – das sind ideale Bedingungen für den Tuifllauf“, sagte mir vorab des Tuifls Regisseur Markus »Speedie« Spielmann. 

Vor dem großen Höllenspektakel kam eine Heerschar kleiner, freundlicher Engel und bescherte die Kiinder. Das ist gelebte Tradition beim Tuifllauf in Mieming. Der Tuifllauf ist ein Familienereignis. „Wir möchten nicht, dass sich jemand ernsthaft fürchtet“, erklärte uns noch kurz Daniel Schöpf, der in Mieming den großen Tuiflverein leitet. Das ist sozusagen der irdische Fanclub der ansonsten unterirdischen Tuifl. „Wir besuchen deshalb übers Jahr unsere Schulen und erklären den Kindern, um was es geht und dass hinter den Furcht erregenden Larven echte Menschen stecken. Die wir alle kennen und mögen.“ Erfolgreiche Präventivmaßnahmen gegen die Angst.

Dann wurde es dunkel. „Nichts ist ernster als der Spaß am Leben“, raunte mir »Speedie« noch zu, bevor er zu den Türmen seiner Macht davon eilte. Immer den Klemmblock unterm Arm, das Smartphone am Ohr.

Kurz darauf kündigten sich die Herren der Unterwelt an. Es roch nach Schwefel, versengtem Horn und verbranntem Holz. Aus der Ferne hörten wir Kettengerassel und unheimliches Glockengetöse. Sogar der Vollmond zog es vor, sich hinter dunklen Wolken zu verstecken.

Das Publikum stand in mehreren Reihen um das große Oval, in dem man die Tuifl erwartete. Licht aus, Spot an. „Sie kommen…!“ rief ein aufgeregter Fan am Rande und in diesem Augenblick überzog ein blutrotes Licht den Sportplatz in OberMieming.

So manchem ist in diesem Moment das Lachen vergangen. Dann öffnete sich das Höllentor und sie kamen wirklich. Die jungen und die großen Tuifl, begleitet von Feuerspeiern, die ohne Unterlass riesige Feuerwolken in den nächtlichen Himmel spuckten.

Dann kam Wind auf. Es stürmte. Und während wir noch unsere Mützen und Kappen festhielten, änderte sich die Szene. Aus der Ferne kommend, hörten wir Stimmen. Sie wurden immer lauter. Geschosse flogen gen Himmel und kamen wieder als Feuerwerk zurück. „Könnt ihr den Lichtstrahl sehen?“ raunte ein ferner Chor, dann sahen wir es. Das Licht. Der Himmel, unterhalb der Mieminger Berge war in ein grelles Gelb getaucht.

„Jetzt gibt es kein zurück mehr“, dachten wir und sahen aufgeregt, aber ohne Furcht, den unvermeidlichen Ereignissen entgegen. Es näherten sich uns – zunächst nur schemenhaft – eine Reihe dunkler, breitschultriger Gestalten. Die kamen direkt auf uns zu. Ausgestattet mit gewaltigen Hörnern und begleitet von dunklen, Feuer spuckenden Wächtern.

Der Tuifl Chöre durchdrangen das Oval des Grauens und fragten die zitternde Menge „könnt‘ ihr den Herzschlag hören?“ – Wir konnten. So manchem rutschte dabei das eigene Herz in die Hose. Dann fragten uns die Stimmen im Wind „könnt ihr die Stimme hören?“ und bevor irgendwer antworten konnte, öffnete sich abermals das Höllentor und ein haushoher, riesig scheinender Tuifl betrat das Oval.

„Das ist der Obertuifl“, klärte mich die Expertenstimme hinter mir auf. Sein Herausforderer warf einen Dreizack unter einen mächtigen Feuerkessel. Der Dreizack fing sofort an zu brennen. Keine Frage, so was geht nur, wenn der Teufel im Spiel ist.

Dann hörten wir – gefühlt jenseits des Mieminger Gebirges – eine grauselige Stimme rufen:

„Ich bin der Herr der Schatten, bedrohlich und düster. Ich bin die Finsternis. Der Beherrscher des Lichts, des Raumes und der Zeit.“

„Ach du meine Güte“, dachte sich dabei wohl so mancher, “ das ist der Boss im Teufelreich. „Das der mal zu uns kleinen Erdenmenschen kommt?“ Und – „Ob das gut geht?“ – Dann ging es aber schon wieder weiter. Der große Obertuifl entriss seinem geschlagenen Herausforderer den brennenden Dreizack, wurde von einem Wesen in Mönchskutte zum traktorähnlichen Höllengefährt geleitet und dann explodierte irgendwo eine Bombe. Jedenfalls klang das so. Grelles, gelbes Licht sorgte für absolute Ruhe, außerhalb des Ovals. Alle Tuifl knieten nieder und hörten, was ihr Chef im Ring sagte.

„Ich habe aus meinem Gefolge einen erwählt. In einem Kampf werden wir uns messen.“ Der Auserwählte aus dem Kreis steht auf und stellt sich dem Kampf.

Der Kampf um die Macht war nicht mehr aufzuhalten. Kleine und andere Tuifl saßen auf dem eiskalten Boden und schauten zu. Wir auch. Die Streithähne umkreisten sich und gaben sich zum Fürchten. Dann gingen sie aufeinander zu und nach kurzer Zeit war der Kampf entschieden. Der Geschlagene lag minutenlang mit ausgestreckten Armen auf dem Boden.

„So muss das sein, sagte die Stimme hinter mir. „Der Unterlegene gibt sich geschlagen.“ Jetzt öffneten sich abermals der Hölle Tore und eine Höllenmaschine auf vier Rädern ratterte auf den Platz.

Ein gewaltiges Getöse machte dieser Tuifl-Traktor. Dann wuselten alle durcheinander. Für normale Menschen erschließt sich nicht, was da abgeht. Nach ein paar Minuten ist wieder alles vorbei. Wir holen tief Luft, schauen uns an und denken dabei „Gott-sei-dank, es gibt uns noch.“

Danach öffnete sich zum letzten Mal das Höllentor. Die Tuifl rennen in das Oval, die Larven in den Händen. Zum Finale zeigen alle, dass sie wieder Mensch wurden. Aber nicht nur das. Alle schauen so aus, wie unsere Freunde aus der Nachbarschaft. Dann stellen sich alle Akteure zum großen Finale auf. Die ungeduldige Stimme neben mir ruft, „jetzt hupfen sie. Sie hupfen…“. So war es. Ich sag‘ euch, dass war mal wieder ein Erlebnis, dass wir so schnell nicht vergessen werden. Ein Fußballer würde sagen, „das war Championsleague“.

Ein paar Sätze noch zum Abschluss: Bürgermeister Franz und seine Frau Rita unterbrachen für diesen Abend ihren Urlaub in Südtirol. Aus der Gemeinderegierung waren ansonsten noch Benedikt van Staa und Martin Kappeller Gäste des Spektakels. Kompliment an die Damen und Herren aus des Tuifls Groß-Küche und an alle, die für unseren Schutz und unsere Sicherheit da waren.

Alle, die vor und hinter den Kulissen zu unser aller Wohle dabei waren, seht ihr in unserer Bildergalerie.Viel Spaß beim Bilder anschauen!

Fotos: Knut Kuckel

Weblink:
Tuiflverein Mieming: → www.tuiflverein-mieming.at

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Knut Kuckel

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. In meinen Blogs schreibe ich u.a. auch über Begegnungen und persönliche Erlebnisse.

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