30. Dezember 2024

Nah am Himmel – Das Almvieh ist auf seinem Weg zu den Sommeralmen

Mit dem Almviehtransporter auf die Feldernalpe, Foto: Knut Kuckel
Mit dem Almviehtransporter auf die Feldernalpe, Foto: Knut Kuckel
Pfiad di, Vorberg. Almen, wir kommen. Um 5 Uhr ist der erste Almviehtransport Richtung Hochfeldern Alm abgefahren. An Bord waren ca. 100 Kühe und ihre Kälber.

Gestern wurden die Tiere zu den Sammelplätzen getrieben. Das ist aus Sicht der Almbauern in Mieming der offizielle Auftakt in den Almsommer. 

„Heute Nacht und gestern, am Abend, gab es ein wenig Schnee auf der Hochfeldern Alm“, sagt Almmeister Klaus Scharmer. „Der Regen heute, ist in Ordnung. Aber gestern waren wir noch nicht sicher, ob wir unser Vieh schon auf die Alm bringen können.“

Ein Kinderspiel ist das nie, wenn das Vieh in den Transporter soll. Sie können ja nicht wissen, dass er sie für drei Monate in die große Freiheit fährt.

Der Mann im Radio sagte heute früh: „Schnee fällt von 1600 bis 1900 Meter Höhe.“ Auf den Mieminger Bergen lag die Schneehöhe am Samstag, dem 20. Juni 2015 schon bei 1200  Meter aufwärts. Als sich die Obermieminger Almbauern gegen 5 Uhr in der Früh am Kälberhag beim Post Hannes trafen, regnete es leicht. Die Temperaturen lagen gefühlt so um die 15 Grad.

„Das Wetter ist in Ordnung“, hörten wir vom Sonnweber Josef. „Besser so als zu warm“, sagte der Spielmann Martin. Alle mussten heute eine Stunde früher aus den Betten. Der erste am unteren Sammelplatz des Obermieminger Vorberges der Hochfeldern Alm war Gerhard Wiggens. Er hat schon vor einem Monat seinen Dienst als neuer Almhirt der Felderer Alpe angetreten. In den vergangenen Wochen war er tagtäglich nah am Vieh. Man lernte sich kennen. Ein guter Almsommer beruht auf gegenseitigem Vertrauen.

Das Vertrauen konnte in der verbleibenden Zeit aufgebaut werden. Wenn der Wiggens Gerhard seinen Dienst antritt, kommt ihm das Vieh schon aus allen Himmelsrichtungen entgegen. Ab heute ist man in anderen Höhen aufeinander angewiesen. Die ersten vier Wochen bleibt das Vieh nahe der Hochfeldern Alm, auf ca. 1500 bis 1700 Meter Höhe. Von dort wird das Vieh auf die Hochalm ins Felderer Tal getrieben. Bis hinauf zum Feldernjöchl, dort bewegt man sich dann in über 2000 Meter Seehöhe und mehr. Das ist der eigentliche Höhepunkt des Almsommers für das Vieh auf der Feldereralpe.

Wer es bis zum Feldernjöchl schafft, fühlt sich ganz nah am Himmel. Der Mensch und – so ist anzunehmen – auch das Vieh.

Vergleichbares lässt sich auf den beiden anderen Mieminger Almen beobachten. Der Marienberg- und der Seebenalm. Die Marienberg Alm wird seit dem vergangenen Jahr von der Familie Rott betreut, auf der Seebenalm freut sich die Innsbrucker Familie Jenewein auf ihren ersten, gemeinsamen Almsommer.

Zu seiner ersten Station auf der Hochfeldern Alm wurde heute Morgen das Vieh mit zwei großen Spezialtransportern gebracht. Auf jedem Transporter haben in jeweils zwei Hängern ca. 100 Tiere Platz. „Unterwegs für die Tiroler Bauern“ ist traditionell der Almviehtransporter Martin Wegscheider und sein Team aus Tulfes.

Almmeister Klaus Scharmer: „In einem ersten Transport bringen wir rund 200 Tiere auf die Hochfeldern Alm. Später, im Verlauf des Samstag-Vormittags, folgen dann noch ca. 20 bis 25 Nachzügler.“

Drei Monate bleibt das Vieh auf den Almen. Mitte September kommt es zurück. Wenn alles gut ging und kein Vieh zu Schaden kam, dürfen wir das Mieminger Vieh zu den Almabtriebsfesten geschmückt begrüßen. Mieming-Online wünscht allen Beteiligten – Mensch und Vieh – einen guten Almsommer.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. In meinen Blogs schreibe ich u.a. auch über Begegnungen und persönliche Erlebnisse.

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