„Drei Johr bisch z’hinterscht im Steetl drei gwesn – misamt deiner Katze, mitsamt dein Besn. Viele Junge wissen garnit, dass es di gait – und ham ins oft gfragt „wer isch des alte Schait“?“ – Herzzerreißende Moritaten, die einem die Freudentränen in die Augen trieben, nahmen am Montag, dem 6. Jänner 2014 das nächtliche Mieming ein: „Mei liabe Stettlhex, endlig bisch wieder do. Mei liabe Stettlhex sein mir um di froh“.
Unser Musikant und Original „Uhu“ (Köll Michael) gab den Ton an und über 300 mehr oder weniger ausgebildete Stimmen stimmten in den Refrain seines Begrüßungsliedes ein. „Schian bisch it, dies mog schu sein – drum holen mir di ou im Mondes-schein“, trällerte „Uhu“ auf seiner unverwechselbar geradlinigen Art.
Viele Miemingerinnen und Mieminger, kleine und große, kamen zu diesem Festakt. Mit brennenden Kerzen standen sie Spalier, als die Stimme der Mieminger Fasnacht, Wolli Schatz, die Menge auf das zu erwartende Ereignis einstimmte. Rudolf Lechleitner, Chef vom Liechtmessverein, rief auf unwiderstehliche Weise die Stöttlhex, sie möge doch zurückkehren, auf dass in Mieming wieder die Fasnacht gefeiert werden kann. Bemerkenswert war seine Feststellung, „Die Periode der Stettlhex dauert drei Jahre“. Das wurde mit hohem Respekt aufgenommen.
Unterstützt vom Berufs-Humoristen Siggi Auer, der das Geschehen aufmerksam als Moritatensänger begleitete: „Es fängt schon an zu beben, die Luft beginnt zu schwingen – die Stöttlhex will endlich wieder zu die Leit’ vordringen“. Sie kündigte sich mit großem Nebel an. Wer das hautnah erleben durfte, dem fröstelt es noch heute, wenn er nur daran denkt. Die Musikkapelle Mieming spielte zur Begrüßung den „Hexen-Marsch“.
Und das erste, was dazu dem Siggi einfiel, war sicherlich der Aufregung geschuldet: „Aus deinen Augen können wir schon lesen – du brauchst auf alle Fälle einen neuen Besen“. Vielleicht ließ sich die Ikone der Mieminger Fasnacht deshalb so viel Zeit.
Da schwebte sie ein. Ein aufbrausender Wind begleitete die kleine Hexe auf ihrem fliegenden Besen und sorgte kurz für zusätzliche Spannung, als der Wind ihr das Kopftuch über das ausdrucksstarke Gesicht wehte. Dann kam sie näher und näher. Die Menge applaudierte und jubelte.
Im Blick hatte die Stöttlhex mit ihren großen Augen den „Uhu“, aus dem, ob dieser Ehre, spontan herausplatzte: „Finschter hasch es keit im Stettl, und eisig kalt – eiche hasch miasn mit aller Gwalt. Aber ohne die Mieminger, und des isch gwis – hasch aloan im Stettl koa Hetz keit und ou koan Biss“.
Die Stöttlhex gab sich staatsfraulich und übersah großzügig den schweren, diplomatischen Fehler. Denn jetzt kamen die Hoheiten der Fasnachtsgruppen- und vereine. Allen voran der „Liechtmessverein – die Paragraphen-Ritter“, die „Doign“, „Hexen & Bären“, „Schnapsbrenner & Panscher“, „Heilige Cäcilia – Musikkapelle Mieming“, „Mieminger Laniger“ und die „Krameter“. Sie alle begrüßten nacheinander die Stöttlhex und busselten sie ab. Das gehört seit Jahrzehnten zum Brauch in Mieming. Jeder Höhepunkt wurde von der Musikkapelle Mieming musikalisch untermalt.
Ihre Majestät, die Stöttlhex, machte eine insgesamt hervorragende Figur, bei all den Ovationen und dem bunten Treiben. Sie brachte übrigens die neue Labara mit, so eine Art „dreijähriges Tagebuch“, die in Mieming niemand zu fürchten braucht, der reinen Gewissens ist. Aufgeführt wird sie zum Höhepunkt der Mieminger Fasnacht, am Sonntag, dem 23. Feber, beim großen Fasnachtsumzug durch Mieming. Da wird u.a. wieder der traditionelle Hexentanz stattfinden.
Der Auer Siggi bemühte sich dennoch um einen weiteren Spannungsbogen und dabei entfuhr ihm der stimmungsbelastende Satz: „Dein Besen der kehrt, deckt auf so manchen Skandal – kein Stein bleibt auf dem anderen, so wird’s auch sein dieses mal“.
Bürgermoaschter Franz erklärte die „Fasnacht 2014“ in Mieming für eröffnet. Nun zog es alle in die Wagen, die Bars und in die Hexen-Imbisse. Am Grill der Mieminger Laninger schwitzte ein Ferkel (könnte auch eine Ziege oder ein Schaf gewesen sein?), wohl genährt aus heimischen Ernten. Die Frage ist nicht gestattet, auf welchem Hof?
Der Liechtmessverein baute seinen Wagen in eine stolze Burg um, weil die heuer von den „Paragraphen-Rittern“ vor Angriffen von Außen verteidigt werden muss. Die Hexen & Bären residieren in einer riesigen „Bache“, mit großen Zähne, eine Anspielung auf die jüngst nach 56 Jahren wieder erlegte Bache im Stoaneck.
Den Antrittsbesuch machte die Stöttlhex allerdings zuerst im Wagen der „Doign“. Die waren mächtig stolz, rechneten aber fest damit, denn immerhin wacht die Stöttlhex seit mehr als 100 Jahren über ihre Gmoa.
Da fällt uns doch glatt noch etwas wichtiges ein: Falls Ihr das aktualisierte Mieminger Fasnachtslied noch nicht kennt, hört es Euch bitte an und lernt es auswendig. Das werden wir in der Fasnacht noch brauchen.
Wie zu hören war, feierte der harte Kern unserer tapferen Fasnachter bis in die frühen Morgenstunden hinein. Eine stolze Leistung, bei Außentemperaturen bis zu Minus vier Grad. Aber die urgemütlich ausgestatteten Wagen sind alle gut beheizt. Niemand muss frieren, wenn er während der Fasnachtszeit dort einkehrt.
Fotos: Andreas Fischer