19. April 2024

Neujahrskonzert 2013 – „…Mieming schwebte im Dreivierteltakt“

Blumen beim Neujahrskonzert in Mieming für Sopranistin Kerstin Eder. Foto: Knut Kuckel
Blumen beim Neujahrskonzert in Mieming für Sopranistin Kerstin Eder. Foto: Knut Kuckel
Violinist Lui Chan und sein Kammerorchester "Festival Sinfonietta Linz", mit der begnadeten Mezzosopranistin Kerstin Eder wurde für ein Gute-Laune-Neujahrskonzert 2013 mit minutenlangen "standing ovations" belohnt.

Vize-Bürgermeister/Kulturreferent Klaus Scharmer zog an diesem Abend das große Los. Für seinen Blumenstrauß hüpfte die begeisternde Mezzosopranistin Kerstin Eder singend von der Bühnen-Stiege und tanzte mit dem überraschten Vize – zur Kammerorchester-Begleitung – vor jubelnder Kulisse im Walzertakt.

Die Ballsaison 2013 ist eröffnet

Mit dem Neujahrskonzert eröffnet das gesellschaftliche Mieming zum Jahresbeginn die Ballsaison. Für alle, die am Samstag, dem 12. Jänner 2013 das Vergnügen hatten dabei zu sein, war das somit eine motivierende Steilvorlage für den Feuerwehrball am 19. Jänner und den Maskenball der Mieminger Bäuerinnen am 9. Feber. Obwohl ich fairerweise sagen sollte, dass „frau“ in Mieming darauf vertrauen darf, dass „mann“ nicht kneift. Und wer sich nicht traut, sollte sich jener Lyrik von Paul Georg Hefty erinnern, „Nicht die Sieger bestimmen die Geschichte, sondern die Geschichte bestimmt die Sieger.“

„Tanzen möcht‘ ich, jauchzen möcht‘ ich…“

Bleiben wir aber erst einmal bei dem Konzert, um das sich in der Nachbetrachtung alles dreht. Das Neujahrskonzert war ein Erlebnis auf allen Ebenen. Während ich in der vergangenen Nacht unsere Fotos „entwickelt“ habe, spielte mir mein inneres Gehör ohne Pause den Kálmàn-Walzer „Tanzen möcht‘ ich, jauchzen möcht ich!“ vor. Sozusagen in einer Endlosschleife. Wer kennt sie nicht, die Lieder aus der Csárdasfürstin? Aus der Operette in drei Akten, die im kühlen November 1915 im Johann-Strauß-Theater in Wien uraufgeführt wurde.

„Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“

Nebenbei erwähnt, aus der gleichen Operette stammte auch der Walzer „Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“, sehr angenehm zu hören von der Solistin Kerstin Eder, die dazu doch immerhin mit unserem Vize-Bürgermeister über das Vorbühnen-Parkett im Gemeindesaal schwebte? Als hätte sie geahnt, dass sie dabei von einem echten Bergmenschen geführt wurde. Immerhin ist der Scharmer Klaus im persönlichen Landalltag u.a. auch Almmeister (im Zuständigkeitsbereich der Hochfeldern-Alpe).

Festival der Ohrwürmer

Was heute die populäre Musik ist, war zu Zeiten eines Johann Strauss (Vater) und/oder Johann Strauss (Sohn) bzw. Eduard Strauss, Josef Straus, Franz Lehár, Robert Stolz und Emmerich Kálmán die Operette. Die Operette ist heute das Musical. Mit den unvergesslichen Melodien, all‘ der erwähnten Komponisten, war das Konzert mit dem „Festival Sinfonietta Linz“ ein Neujahrskonzert wie man es von den großen Bühnen her kennt. Allen voran Wien. „Die Fledermaus“ etwa – daraus war zu hören „Ich lade gern mir Gäste ein“ (Sopranistin Kerstin Möseneder), die Eröffnungspolka „Bahn frei“ (Eduard Strauss), die „Lustige Witwe“ (Viljalied…, Sopran Kerstin Möseneder), Pizzicato-Polka (Joh. und Josef Strauss), der Walzer „Täuberln“, (op. 1 von Johann Strauss, Vater, veröffentlicht 1826), von Franz Lehár Giuditta „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ (Kerstin Möseneder) und die schnelle Polka von Johann Strauss (Sohn) „Unter Donner & Blitz“. Ende Teil 1 des Neujahrskonzertes 2013 in Mieming.

Das Publikum forderte zur Pause erste Zugaben

Der Bühnenabgang des Orchesters glich schon fast einem Finale. Das Publikum – deshalb verunsichert – forderte schon zur Pause lautstark und zum Teil stehend applaudierend Zugaben. Lui Chan war davon sehr angetan und ließ in Richtung Gemeindeverteter öffentlich wissen, dass er „…sehr gerne mit seinem Orchester wieder nach Mieming zurück komme. Man solle ihn nur rufen und am liebsten einmal pro Jahr.“ – Applaus.

Meinung

Ein Orchester, bei dem der Dirigent – in Personalunion – auch Entertainer ist, kann auf einen Moderator verzichten, der diese Rolle übernimmt. Das war für alle Zuhörerinnen, die beides erleben durfte, mehr als angenehm. Nicht alle Moderatoren können sich, ohne eine dominante Rolle spielen zu wollen, in ein Orchester nahtlos integrieren. Der Sachzwang zum Re-Engagement treibt sie oft in diesen Bewerb.

Mit dem „Zigeunerbaron“ begann das finale Feuerwerk

Im ersten Teil hatten die Linzer schon das Mieminger Publikum begeistert, unsere Fotos belegen das sicherlich eindrucksvoll. Im finalen 2. Teil zog das Kammerorchester mit ihren Solisten alle Register seines Könnens. Wie sie zum Auftakt den Einzugsmarsch aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ (Johann Strauss (Sohn) spielten und nahtlos anknüpfend den Schatzwalzer (op. 418) war ein Hörgenuss. Trotz der herausfordernden Akustik des Gemeindesaals eine Meisterleistung. Wem fiele dabei ein, dass diese Operette in drei Akten schon 1885 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde? Neben der „Fledermaus“ und „Eine Nacht in Venedig“, der größte Bühnenerfolg des Komponisten.

Der „Kaiserwalzer“ zum klangstarken Finale

Dann ging es Schlag auf Schlag weiter: Mit „Venus in Seide“ und „Spiel auf deiner Geige“ (Robert Stolz), „Cachucha – Galoppe“ (op. 97), Bacchus-Polka (Polka francaise, op. 38), Die anfangs schon erwähnte „Csárdásfürstin“ / „Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“ (Emmerich Kálmán und zum grönenden Appschluss – wie könnte es bei einem österreichischen Neujahrskonzertes auch anders sein? – der „Kaiserwalzer“ (op. 437, Joh. Strauss, Sohn). Den Betrachter riss es mit, als sich das Publikum, Reihe für Reihe (wie einstudiert) mitsummend im Walzertakt wiegte. Eines der schönsten und bekanntesten Werke des Walzerkönigs.

Ein vergnüglicher Abend

Das Konzert gefiel den über 300 Zuhörerinnen und Zuhörern. Standing ovations, Zugaben – ein vergnüglicher Abend.

Lui Chan & das „Festival Sinfonietta Linz“

Das Orchester „Festival Sinfonietta Linz“ wurde 2005 gegründet und setzt sich aus Mitgliedern des Brucknerorchester Linz sowie aus namhaften Solisten und Kammermusikern zusammen. Das Repertoire umfasst nicht nur Werke der Klassik und Romantik, sondern auch zeitgenössische Komponisten. Künstlerischer Leiter der Kammermusiker war von Beginn an der charismatische Violinist Lui Chan ein Vollblutmusiker, der auch die Klaviatur der szenischen Bühenpräsenz perfekt beherrscht. Chan hatte übrigens auch die Idee, ein Kammerochester zu gründen. In Tirol ist Lui Chan, der heute gelegentlich im Raum Oberhofen musiziert, kein Unbekannter. Er war Leiter des Tiroler Jugendorchesters und hat sich damit in unserem Bundesland einen Namen erarbeitet.

Referenzen

Konzerteinladungen führen die Festival Sinfonietta Linz in viele Länder Europas, Asiens sowie zu namhaften Festivals (Serenadenkonzerte Linz, Musica Sacra, Musiksommer Attnang Puchheim, Konzertreihe Ried i.I., Abonnementkonzert Villach, Memminger Meisterkonzerte, Musik im Kloster Einsiedeln, Sonntagsmatineen im Brucknerhaus Linz). Lui Chan wurde in Peking geboren und konzertiert als Solist und Kammermusiker regelmäßig in den wichtigsten Städten Europas sowie in China, Hong Kong, Australien und in den USA. Seit 1992 ist er 1. Konzertmeister des Bruckner Orchesters Linz. Im Jahr 1996 war Lui Chan gefeierter Solist auf der Japan und China-Konzerttournee mit dem Bruckner Orchester. Seit 2000 ist er der erfolgreiche künstlerische Leiter des Kammerorchesters Festival Sinfonietta Linz [Lui Chan Biografie]

Kerstin Eder

Die in Wien lebende Niederösterreicherin → Kerstin Eder sang u. a. die Partien Dido in Purcell’s Dido and Aeneas, 1. Dame in W.A. Mozarts Die Zauberflöte, Bastien in W.A.Mozarts Bastien und Bastienne, sowie den Hänsel in der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck. Engagement beim Theatersommer Haag/Nö. Hauptrolle in der Uraufführung der Oper Liebesluft von Gunter Waldek 2010 – Gastspiel am Landestheater Linz. Hauptrolle in der Uraufführung der Operette Cilli und der schwarze Graf von Hermann Miesbauer 2012.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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