18. März 2024

Jagdzeit „Erntedank der Jägerschaft“ – Hubertusfeier in Barwies

Jagdpächter Franz Pirktl mit seinem Pirchführer, Hegemeister Hans Holzeis, Foto: Knut Kuckel
Jagdpächter Franz Pirktl mit seinem Pirchführer, Hegemeister Hans Holzeis, Foto: Knut Kuckel
„Wenn es um das Thema Jagd geht, habe ich noch nie erlebt, dass öffentlich applaudiert wird“, sagte Bezirkshauptmann Dr. Raimund Waldner in seiner Begrüßungsansprache zur Bezirks-Hubertusfeier in Anspielung auf kontrovers geführte, öffentliche Debatten zur Jagd, am Samstag, dem 12. November 2011 in Mieming.

Er freue sich deshalb ausdrücklich darüber, persönlich erlebt zu haben, dass die Miemingerinnen und Mieminger den Teilnehmern des großen Festzuges Applaus zollten. 

Festzug von Barwies nach Obermieming

Der Festzug mit dem weidmännisch aufgebahrten Hubertushirsch und der gesamten Tiroler Jägerschaft zog am Abend zum Marsch „Frisch auf“ von Robert Pensch, gespielt von der Musikkapelle Mieming, vom Treffpunkt an der Kirche in Barwies bis zum Sportplatz in Obermieming. Hier fand am Abend, nach 19 Uhr, der offizielle Teil der Hubertusfeier statt. Höhepunkt dabei war die Segnung des Hubertushirsches, den Jagdpächter Franz Pirktl mit seinem Pirchführer, Hegemeister Hans Holzeis, am 9. Oktober dieses Jahres, nach 14 Pirschgängen, erlegte. Zur öffentlichen Feier, im Schein zahlreicher Fackeln, kamen neben den geladenen Gästen auch zahlreiche Interessierte aus Mieming.

Die Bezirks-Jägerschaft versammelte sich in Mieming

Bezirksjägermeister Norbert Krabacher sagte in seiner Eröffnungsrede zum Erntedankfest der Jäger: „Die Hubertusfeier ist nicht nur ein schöner Brauch im Jahreskreis der Jagd, sondern hat einen tiefen gedanklichen Grund und edlen Sinn“. So ziehe jeder Jäger vor sich stille Bilanz. Verpflichtet seinem Herrgott und seinem Jagdreferenten, dem Heiligen Hubertus, dem anerkannten und respektierten Patron der Jäger.

Der ranghöchste Jäger im Bezirk Imst begrüßte zuvor zahlreiche Ehrengäste aus der Jägerschaft, darunter den Landesjägermeister Tirols, die Hegemeister, Referenten, Jägerinnen und Jäger alller Reviere im Bezirk. Die Gemeinde Mieming wurde von Vize-Bürgermeister Klaus Scharmer vertreten und die Hubertusrede, die Festrede, hielt der Tiroler Landtagspräsident und Vize-Päsident im Ausschuss der Regionen in der Europäischen Union, DDr. Herwig van Staa. Für den Ehrenschutz dieser Bezirks-Hubertusfeier zeichneten Landesjägermeister Brigadier Karl Berktold, Bezirkshauptmann HR Dr. Raimund Waldner und Bürgermeister Dr. Franz Dengg. Unter den vielen prominenten Gästen, die dem festlichen Ereignis beiwohnten, sahen wir u.a auch den früheren Chefredakteur von ORF Tirol, Mag. Markus Sommersacher mit seiner Frau Renate, ebenfalls Fernsehjournalistin.

Politische Hubertusrede vom Tiroler Landtagspräsidenten

„Wer Zwist in unsere Dörfer bringe, muss wissen was er tut“, sagte der Tiroler Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa in einer überwiegend politischen Hubertusrede und machte dafür zwischen den Zeilen die Tiroler Presse mit verantwortlich. „Journalisten haben noch nie die Welt verbessert“. Der Hieb zielte auf die, seiner Ansicht nach, polarisierend geführte Debatte zum Streitthema der Jagdpachten. Van Staa wies darauf hin, dass er sich qua Amt, in Brüssel, im EU-Auschuss der Regionen, für die Stärkung der Tiroler Reviere eingesetzt habe. [pullquote]“Wir haben in Tirol die schönsten Jagdreviere Europas, Tatsache ist aber auch, dass sie nicht größer werden“. Daraus sei folglich das Beste zu machen. In Tirol ist die Jagd, so wie in ganz Österreich, nach dem Reviersystem geordnet. Reviere können zusammengelegt oder getrennt werden und die Pacht kann von Einzelpersonen oder Gemeinschaften erfolgen. Nicht jeder Jäger ist zugleich Pächter eines Reviers.“ In Tirol gibt es über 1,2 Millionen Hektar Jagdfläche. Der Tiroler Jägerverband hat über 16.000 Mitglieder. Das Besondere ist, dass die Jagd in Tirol eine Leidenschaft ist, die alle Kreise der Gesellschaft betrifft“, (Quelle: Tiroler Jägerverband).

Die Jägerschaft diskutiert überwiegend Jagdthemen

Für die Jägerschaft, so Bezirksjägermeister Norbert Krabacher ginge es überwiegend um Themen der Jagd. Ohne Grundsätze der Jagdethik zu vernachlässigen, bekenne sich die Jägerschaft des Bezirkes Imst grundsätzlich in dem aktuell diskutierten Streitthema  zur Rotwildreduzierung, jedenfalls dort, wo diese notwendig sei. Wenngleich der Respekt vor der Kreatur höchste Prioriät habe, stelle sich die Hegegemeistertätigkeit dieser schwierigen Aufgabe. Dabei sei viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Der Wildbestand sei insgesamt reduziert worden und die damit in diesem Zusammenhang geäusserten Kritiken nicht länger aufrecht zu erhalten. Der Wildbestand ist derzeit so, wie er sein sollte, teilweise bei den Gemsen und beim Rotwild sogar zu gering. Auch über das Verhältnis zu Grundeigentümern und Bauern äusserte sich der Bezirksjägermeister positiv, es sei sehr gut und das Gesprächsklima mit dem Forst deutlich besser als in der Vergangenheit. [pullquote]“Echtes Weidwerk ist niemals Beutejagd“, es ist Erziehen zum richtigen Leben, es ist ein Hinwenden zum Schönen und Großen der Natur“. [/pullquote]Diesem Leitsatz folgend, danken die Jägerinnen und Jäger des Bezirkes Imst ihrem Patron, dem Heiligen Hubertus, für das erfolgreiche Weidwerk in der heurigen Jagdzeit.

Vize-Bürgermeister gratulierte zum Jagderfolg

Der Mieminger Vize-Bürgermeister Klaus Scharmer beglückwünschte Jagdpächter Franz Pirktl und seinen Pirchführer Hans Holzeis im Namen der Gemeinde zum Jagderfolg. In der  nur über 1,3 Hektar großen Genossenschaftsjagd Barwies sei das heutzutage etwas ganzes besonderes, einen derart kapitalen Hirsch erlegen zu können. Zur Gemeinde Mieming gehören die Jagdreviere in Barwies/See, die Eigenjagden Obermieming, Untermieming, Feldernalpe und Seebenalpel. Insgesamt über 4,3 Hektar Jagdgebiete. Die Eigenjagden im Gemeindegebiet Mieming sind Jagden der verschiedenen Agrargemeinschaften. Die Grenze zwischen der Jagd Barwies und Obemieming verläuft vom Sägewerk Unterlechner (Vorstatt) über den Kleinen Brandplatz am Boaßlig zur Stöttlreise (Großer Stein). – In all unseren Mieminger Revieren kommen die im Alpenraum vorherrschenden Schalenwildarten vor: Rotwild (Hirsch), Gams und Reh. Der Große(Auer-)Hahn wird in den Mieminger Revieren nicht bejagt, der Kleine (Birk-)Hahn entsprechend den sehr strengen Vorgaben durch die Bezirksverwaltungsbehörde. Das Schwarzwild (Wildschwein) kommt kaum vor, obwohl sich gelegentlich ein solches Tier in unser Gebiet verrirrt hat, schreibt Martin Schmid im neuen Gemeindebuch → Mieming – Geschichte und Geschichten.

Zeitzeugen erinnern sich

Die aus jagdlicher Sicht ertragreichste Zeit in Mieming, waren die 1960er bis 1980er Jahre. Willi Thaler war 1982 als Berufsjäger beim damaligen Jagpächter Fritz Epple (Bauunternehmer aus Stuttgart) in Untermieming angestellt. Dessen Frau Ursula erlegte mit Pirchführer Felix Pirktl den vorletzten Hubertushirsch in Mieming. Einen 16-Ender, der aufgebrochen 183 Kilogramm auf die Waage brachte. Damals gab es ein ähnlich großes Bezirks-Hubertusfest in Mieming. Der damalige Wildermieminger Bürgermeister Robert Marthe war bei dem „stattlichen Fest“ ebenfalls dabei („…eine würdige Hubertusfeier“) und daran erinnert sich noch der heute 72jährige Josef Neuner, selbst passionierter Jäger. „Für uns Jäger ist der Abschuss eines solch kapitalen Hirsches etwas ganz Besonderes, nur wenige haben während ihrer Jägerlaufbahn dieses Erlebnis“. Sein größter Abschuss war ein 2er Bock an seinem 70. Geburtstag. „Die Trophäe hängt bei mir im Hausgang, neben Füchsen, Murmele, Hasen und anderen persönlichen Trophäen“. Mit seinen vier Gewehren könnte er vom „Hasen bis zum Bären“ so ziemlich jedes Wild erlegen. „Wir waren dem Hirsch seit Wochen auf der Spur“, erzählt der Held des Abends im Gespräch mit Mieming-Online, Jagdpächter Franz Pirktl. „Gegen Ende spürten wir, das wird ein Erfolg. 14 Pirchgänge waren notwendig, um den stattlichen ungraden 20-Ender zu erlegen“. Der brachte aufgebrochen mindestens ca. 110 Kilogramm auf die Waage. An der Seite eines solch erfahrenen Pirchführers, wie den Holzeis Hans, sei es aber möglich, einen solch kapitalen Hirsch zur Strecke zu bringen.

Segnung des Hubertushirsches

Pfarrer Paulinus Okachi segnete den Hubertushirsch, erinnerte an den Heiligen Hubertus (Hubertus von Lüttich, * um 655 in Toulouse; † 30. Mai 727 in Tervuren, Quelle: Wikipedia), der „auf der Jagd von einem prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen dem Geweih bekehrt wurde“. Deshalb werde Hubertus als Schutzpatron der Jagd angesehen. Pfarrer Paulinus zelebrierte „mit Blick auf die frostigen Temperaturen“ nur eine kleine Hubertusmesse . Dazu spielten die Mieminger Jagdhornbläser (Leitung Kapellmeister Alfred Widauer mit Hornmeister Karl Frauenhoffer). Diese stimmungsvolle Atmosphäre der Hubertusmesse unterstrich der Gesang des Bezirksjägerchores. Die Musikkapelle Mieming spielte zum Gottesdienst unter der Leitung von Kapellmeister Christian Holzeis „Nottingham“ und „Crimond“, zwei englische Volksweisen. Zitat Christian Holzeis: „Die Musik ist wunderschön und auch passend für die Hubertusmesse, die Titel wahrscheinlich nicht so sehr…“.

Über 130 Festmenüs wurden serviert

Die unterhaltsame Teil des Hubertusfestes wurde nach der Segnung und offiziellen Feier auf dem Sportplatz in Obermieming im Gemeindesaal fortgesetzt. Über 130 Festmenüs wurden an geladene Gäste serviert. Zur Auswahl standen beispielsweise Rehragout mit Rotkraut, Mohnspätzle und Äpfeln oder rosa gebratener Kalbstafelspitz auf Steinpilzweizen mit Rübengemüse und Rosmaringlace. Als Vorspeisen wurden Wildschinken mit Ruccolasalat, Preiselbeeren und einem Kürbissüppchen gereicht und zum Dessert gab es Topfenknödel mit Butterbrösel, Marillenröster und Vanilleeis. Sie ahnen es schon, das entspricht der Handschrift von Chefkoch Mario Walch aus dem Alprenresort Schwarz. Mit insgesamt acht Köchen und vier Serviererinnen verstärkte das Hotel Schwarz das Gemeindesaal-Team um Regina Neuner. Ein Hotel-Elektriker kümmmerte sich ob dieses Aufwandes eigens um die Starkstromversorgung der Hotel-Küche im Gemeindehaus. Die Organisation und die Ausführung des Festbanquettes lag in den Händen von Schwarz-Junior-Chefin Kartharina Pirktl und die machte aus dem sonst eher zurückhaltend wirkenden Gemeindesaal einen Gourmettempel. Unsere Fotos sollen belegen, so der Wunsch von Burgi Widauer, „dass man im Gemeindesaal auch wunderschön dekorative Hochzeiten ausrichten kann“. Für die musikalische Unterhaltung zeichneten die Gruppe SASA aus Aschau im Zillertal und die „Stiegl-Bubn“, Markus Kranebitter und Peter König. Die Jagerbar, mit überwiegend Hochprozentigem, betreute die Jungbauernschaft / Landjugend Mieming, die auch bei der operativen Adminstration auf dem Festplatz behilflich war und die  Agape der Hubertusfeier am Kirchplatz in Barwies ausrichtete.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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